In vielen Gegenden Europas gab es in früheren Zeiten unzählige Bären. Doch mit der Ausbreitung des Menschen und der immer schneller wachsenden Zivilisation wurden die Reviere der Bären immer kleiner und ganze Populationen verschwanden von der Bildfläche.
Auch in Österreich gab es einstmals stattliche Braunbären (Ursus arctos) bis im Jahre 1842 die dortige Population vollends erlosch und der letzte Bär von der Bildfläche des Landes verschwand.
Lange Zeit lebten die Menschen ohne die Gegenwart von Bären, wenngleich es in einigen Europäischen Ländern durchaus noch Bären als Nachbarn des Menschen gab. So auch in Slowenien und Kroatien, wo bis heute noch rund 800 - 1000 Bären leben.
Und genau von dort machte sich auch ein Weitwanderer unter den Bären auf um sich bis 150 Kilometer vor Wien in einem neuen Revier niederzulassen.
In der Nähe des Ötscherberges in den nördlichen Kalkalpen hatte im Jahr 1966 ein Jahrhundert-Föhnsturm 2500 Hektar Wald umgemäht und dafür gesorgt das auf den so entstandenen Kahlflächen die Himbeeren in voller Pracht gedeihen konnten.
Und an ebendiesen Ort hatte es den Weitwanderer im Jahre 1972 verschlagen, der aufgrund des Gebietes fortan als Ötscherbär bezeichnet wurde.
Zum damaligen Zeitpunkt lebten dort noch nicht viele Menschen und er konnte in aller Ruhe sein Leben genießen. Hin und wieder demolierte er zwar ein paar Bienenhäuschen der dortigen Imker und stibitzte das Rapsöl der Kettensägen oder brach in ein Waldarbeiterdepot ein, aber die Menschen lernten mit dem Neuankömmling zu leben und errichteten Elektrozäune zum Schutz ihres Hab und Guts.
Da er jedoch lange Zeit alleine lebte und ihm kein Weibchen aus seiner alten Heimat gefolgt war, beschloss der WWF etwas nachzuhelfen und so fing man 1989 im ehemaligen Jugoslawien eine Bärin und setzte sie im Revier des Ötscherbären aus. Es dauerte daraufhin auch nicht lange und die Bärin brachte Anfang 1991 drei Jungbären zur Welt. Zwei Jahre später folgte der zweite Wurf, inzwischen waren auch noch zwei weitere Braunbären in der Nähe ausgesetzt worden.
Nach und nach entwickelte sich so wieder eine kleine Bären-Population in Österreich, wo Bären seit über 100 Jahren eigentlich ausgestorben waren.
Insgesamt konnten durch das WWF in Österreich in den Jahren nach der Ansiedlung 35 Bären nachgewiesen werden, wovon 31 dort geboren wurden. Im Jahr 1999 konnte man sogar ganze 12 Bären auf einmal in dem Gebiet des Ötscherberglandes nachweisen.
Von da an ging es jedoch wieder bergab mit der Population.
Obwohl die Tiere gechipt und markiert waren und auch unter strengsten Naturschutzmaßnahmen standen verschwanden immer mehr der Tiere auf unerklärliche Weise.
Zwar kommt es hin und wieder vor das ein Tier durch eine Lawine verschüttet wird und stirbt, doch heute führt man die meisten Fälle von verschwundenen Bären auf Wilderer zurück.
In wenigen Fällen konnten sogar die ausgestopften Tiere, die als Trophäen der Wilderer dienten, sichergestellt werden.
Man geht auch davon aus das einige der gewilderten Bären auf das Konto von Alois Huber, der im Jahr 2013 im niederösterreichischen Annaberg 4 Menschen erschoss nachdem man ihn als Wilderer entlarvt hatte und danach sich selbst eine Kugel in den Kopf jagte.
Im Keller seines Bunkers fand man unzählige Jagdtrophäen, die zwar so zahlreich waren das er sie nicht alle selbst erlegt haben konnte und einige wohl auch bei diversen Einbrüchen in Jagdvillen und Schlösser erbeutet wurden, doch dort lagerten eben auch einige Wildtierfelle, sowie die Überreste von Bären.
Letztendlich kam es wie es kommen musste und im Jahre 2010 streifte nur noch ein letztes Männchen, der 2001 am Ötscherberg zur Welt gekommene Moritz, durch Niederösterreich. Doch auch seine Spur verlor sich und es gab in den darauffolgenden Jahren keinen Hinweis mehr auf ihn.
Zwischenzeitlich war zwar noch geplant Moritz 3 Bärinnen aus Slowenien als Gesellschaft auszusetzen, doch aus dem Bärenflirt wurde leider nichts und so ließ sich das Unvermeidliche nicht mehr verhindern.
Zum zweiten mal starben die Bären in Österreich aus.
Quellen:
WWF-Chronologie der Braunbärenpopulation in Niederösterreich als pdf
Artikel auf derStandard.at zum Verschwinden von Moritz
Artikel vom WWF zu Braunbär Moritz vor seinem Verschwinden
Informativer Beitrag in dem Buch "Bären & Marder" vom Komet-Verlag
Artikel über den Wilderer und Amokläufer von Annaberg
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